Jakob Nieweg beantwortet zusammen mit Zebra Experten die Frage, ob Linerless nur ein Hype oder eine Chance ist.
Regional Product Manager, Zebra Technologies
Regional Product Manager EMEA
Linerless-Etiketten bieten viel Platz für wichtige Informationen und Produktkennzeichnungen und kommen ganz ohne Papier oder andere Trägermaterialien aus. Vor allem im Hinblick auf den Umweltschutz sind Linerless-Technologien daher in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Doch handelt es sich dabei nur um einen aktuellen Hype oder steckt mehr Potenzial dahinter? Dieser Frage wollen wir zusammen mit den Experten von Zebra nachgehen.
Jakob Nieweg: Herzlich Willkommen zu unserem heutigen Interview. Wir werden über die Entwicklungen und Möglichkeiten der Linerless-Etikettentechnologie sprechen, ein Thema, das derzeit in der Branche viel Aufmerksamkeit erregt. Bei mir sind die Zebra Experten Phil Reynolds, Head of Regional Product Management – Scanning, Print and SuppliesProduktmanager Desktop Print, Kevin Davies, Produktmanager Mobile Print, William Heyes, Produktmanager Supplies, und Alex Holdsworth, Produktmanager Industrial Print. Schön, dass ihr hier seid. Phil, möchtest du uns einen Überblick geben?
Phil Reynolds: Vielen Dank, Jacob. Linerless-Etikettierung – der Etikettendruck ohne Trägermaterial – hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Viele Leute denken, dass es bei Linerless-Etiketten nur um Nachhaltigkeit geht, aber das ist nur eine Seite der Medaille. Als Zebra sein Angebot weiterentwickelte, erkannten die Kunden, dass es noch viel mehr zu bieten hat. Neben den Vorteilen der Nachhaltigkeit geht es bei der ZeroLiner-Lösung von Zebra auch um die Verbesserung des Workflows, Kosten- und Ressourceneffizienz, Produktivitätssteigerung und Verbesserung der Arbeitssicherheit. Der Wegfall des Trägermaterials und damit die Reduzierung des Abfalls ist nur einer von vielen positiven Aspekten. Wir müssen jedoch klarstellen, dass der Linerless-Druck seine eigenen Herausforderungen mit sich bringt und wir raten unseren Kunden, die Lösung zu testen, um sicherzustellen, dass sie die Lösung vollständig verstehen und die Technologie für ihre Anwendung geeignet ist. Wenn wir jedoch mit Kunden sprechen, die sich für den Linerless-Druck entschieden haben, überwiegen die Vorteile bei weitem die Herausforderungen.
Jakob Nieweg: Interessant. Kevin, erzählst du uns mehr über die technischen Herausforderungen, die mit dieser Technologie verbunden sind?
Kevin Davies: Natürlich, Jakob. Eine der größten Herausforderungen ist das Austreten von Klebstoff bei minderwertigen Trägermaterialien. In diesem Fall tritt der Klebstoff auf der Rückseite des Etiketts aus und verunreinigt den Druckmechanismus. Dies führt zu Druckerstaus oder schlecht gedruckten Etiketten, was besonders problematisch ist. Zebra hat eine eigene ZeroLiner-Medienlösung entwickelt, die in Verbindung mit unseren Linerless-Druckern dafür sorgt, dass Klebstoffaustritt für unsere Kunden der Vergangenheit angehört. Zebra empfiehlt jedoch weiterhin, dass eine regelmäßige Reinigung des Druckers bei jeder Linerless-Etikettenlösung unerlässlich ist. Während herkömmliche Etiketten nach drei bis fünf Rollen gereinigt werden sollten, empfehlen wir bei Linerless-Etiketten eine Reinigung nach jeder Rolle. Die meisten Kunden verstehen diese Notwendigkeit, wenn wir sie ihnen erklären, aber in der Praxis wird die Reinigung oft vergessen oder nur sporadisch durchgeführt.
Phil Reynolds: Genau, Kevin! Es ist eine zusätzliche Anforderung, aber wenn sie befolgt wird, läuft das System reibungslos. Und die Reinigung selbst ist eigentlich ein schneller und einfacher Prozess, der langfristig einen effizienten Betrieb sicherstellt. Der zusätzliche Aufwand für den Reinigungszyklus wird durch den Vorteil mehr als ausgeglichen, dass das Trägermaterial nicht entfernt werden muss, was bei herkömmlichen Etiketten kostspielig und zeitaufwändig ist.
Jakob Nieweg: Das klingt nach einer Anpassung des Workflows. William, wie sieht es mit der Kompatibilität von Linerless-Etiketten mit Druckern aus? Ist das ein weiterer Faktor, den Kunden berücksichtigen sollten?
William Heyes: Definitiv! Die Kompatibilität zwischen dem Drucker und den verwendeten Medien spielt eine wichtige Rolle. Unsere Teams haben zahlreiche Tests mit unseren ZeroLiner-Markenmedien durchgeführt, um eine optimale Kompatibilität mit unseren Linerless-Druckern zu gewährleisten. Aber nicht alle Medien sind gleich. Einige Kunden haben Probleme mit Medien anderer Hersteller. Wir empfehlen daher immer die Verwendung von ZeroLiner-Medien mit Zebra Linerless-Druckern.
Für Kunden, die Zebra Linerless-Drucker und ZeroLiner-Medien einsetzen und ein bestimmtes Druckvolumen erreicht haben, bieten wir auch Schutzprogramme für Druckköpfe und Druckwalzen an. Bei Registrierung erhalten unsere Partner kostenlos Ersatzdruckköpfe und -walzen.
Jakob Nieweg: Es klingt so, als hätte Zebra eine ziemlich vollständige Linerless-Strategie in Bezug auf Hardware, Zubehör und Programme. Wie sieht die Zukunft des Portfolios aus?
Alex Holdsworth: Interessant, dass du das erwähnst, denn wir haben gerade den ZT411 Linerless auf den Markt gebracht, unseren ersten industriellen Linerless-Drucker überhaupt. Damit bieten wir die Vorteile des Linerless-Drucks in einem industriellen Formfaktor, den wir bisher nicht hatten. Mit der Einführung des Industriedruckers haben wir auch spezielle ZeroLiner-Medien auf den Markt gebracht, so dass es dedizierte Linerless-Medien gibt, die auch in diesen Druckern funktionieren.
Jakob Nieweg: Das ist großartig, Alex, aber was ist mit den Kunden, die bereits einen ZT411 haben und Linerless ausprobieren wollen?
Alex Holdsworth: Es gibt noch mehr gute Neuigkeiten: Wir haben auch ein Vor-Ort-Upgrade-Kit auf den Markt gebracht, mit dem Kunden oder Wiederverkäufer bestehende ZT411 Geräte vor Ort mit Linerless-Druck nachrüsten können.
Jakob Nieweg: Der ZT411 wird zu Tausenden im Einsatz sein. Das ist eine große Chance für Wiederverkäufer in der gesamten EMEA-Region, die ihre Kunden auf die Linerless-Technologie umstellen wollen! Wie lässt sich dieser Drucker mit dem Linerless-Desktop-Drucker ZD621 vergleichen, den wir derzeit verkaufen?
Alex Holdsworth: Mit dem ZT411 Linerless drucken Kunden jetzt bis zu 10.000 Linerless-Etiketten pro Tag, was deutlich über dem maximalen Etikettenvolumen eines ZD621 Linerless liegt. Wenn sie also einen Drucker für höhere Volumen benötigen, sollten sie den ZT411 wählen. Wenn sie einen kompakteren Formfaktor zu einem niedrigeren Preis wünschen, ist der ZD621 die richtige Wahl.
Kevin Davies: Und nicht vergessen, dass mit Ausnahme des ZQ220 plus alle unsere Mobildrucker mit Linerless ausgestattet sind und dass Linerless keine neue Technologie für Mobildrucker ist.
Jakob Nieweg: Verstanden, vielen Dank. Wie seht ihr die Zukunft dieser Technologie? Gibt es genügend Nachfrage?
Phil Reynolds: Ganz genau! Unseren Daten zufolge wächst der Markt für Linerlee-Etiketten jährlich um etwa 5 %. Intern bei Zebra verzeichnen wir eine noch höhere Wachstumsrate, was zeigt, dass viele Endanwender diese Technologie wirklich interessant finden. Ich bekomme fast täglich Anfragen zu Linerless-Anwendungen.
Kevin Davies: Das ist auch meine Erfahrung. Ich spreche regelmäßig mit Kunden, die sich dafür interessieren. Allein letzte Woche hatte ich neun Gespräche mit Endanwendern, und nur zwei von ihnen hatten noch nie über Linerless nachgedacht. Das Thema ist seit einigen Jahren auf dem Radar, und mit der Einführung von Geräten wie dem ZT411 nimmt das Interesse in der Branche weiter zu.
Jakob Nieweg: Das klingt nach einem klaren Trend. Welche Vorteile bieten Linerless-Etiketten gegenüber herkömmlichen Etiketten?
Phil Reynolds: Nun, der offensichtlichste Vorteil ist der geringere Materialverbrauch, da kein Trägermaterial entsorgt werden muss. Daraus ergeben sich zwei weitere Vorteile, die vielleicht nicht so offensichtlich sind. Der erste hängt mit der Tatsache zusammen, dass auf einer Linerless-Rolle mehr nutzbares Material vorhanden ist. Das bedeutet, dass mehr Etiketten pro Rolle zur Verfügung stehen und daher bei gleichem Druckvolumen weniger Rollen transportiert und gelagert werden müssen. Das senkt die Transport- und Lagerkosten.
Der zweite Vorteil besteht darin, dass durch den Wegfall des Trägermaterials auch kein Trägermaterial mehr gesammelt und entsorgt werden muss, was ineffiziente Prozesse sowie Abfall beim Kunden vermeidet.
Jakob Nieweg: Seht ihr Linerless als Universallösung oder gibt es spezielle Anwendungsfälle, für die es besser geeignet ist?
William Heyes: Linerless ist sicherlich nicht die Lösung für jede Anwendung. Es gibt Anwendungen, für die sich diese Technologie besonders gut eignet, beispielsweise im Gastgewerbe, im Einzelhandel oder in der Logistik, wo ein kontinuierlicher Etikettendruck erforderlich ist. Es gibt aber auch Szenarien, in denen herkömmliche Etiketten nach wie vor die bessere Wahl sind. Am besten ist es, die Technologie vorab gründlich zu testen, um sicherzustellen, dass sie die spezifischen Anforderungen erfüllt.
Jakob Nieweg: Vielen Dank für diese Einblicke. Was würdet ihr einem Kunden raten, der an der Verwendung von Linerless-Etiketten interessiert ist? Wie sollte er vorgehen?
Phil Reynolds: Mein Rat ist, einen Testdrucker zu bestellen und die Linerless-Technologie in einer Demo auszuprobieren. Wenn sie ein bestehendes System ersetzen möchten, ist unser Printer-Trade-Up-Programm eine gute Option.
Kevin Davies: Kürzlich habe ich mit einem Kunden in Deutschland gesprochen, der zwei Drucker – einen mit und einen ohne Trägermaterial – parallel testen wollte. Gerade bei neuen Anwendungen ist dieser Vergleich wertvoll, um festzustellen, welches Modell die Anforderungen besser erfüllt.
William Heyes: Und ich würde auf jeden Fall empfehlen, unsere ZeroLiner-Medien zu verwenden. Wir sehen oft, dass Kunden Probleme mit Medien von Drittanbietern haben, und wenn sie Zebra Medien verwenden, profitieren sie von unseren Schutzprogrammen wie Print Head Protection und Platen Protection, sobald sie ein bestimmtes Volumen erreichen.
Jakob Nieweg: Verstanden! Wollt ihr sonst noch etwas sagen?
Phil Reynolds: Es ist Zeit, sich mit Linerless-Technologien zu befassen. In der Vergangenheit wurden Linerless-Drucker vielleicht als eine Art Trend abgetan – vielleicht zweifelten Kunden an der Nachhaltigkeit von Druckmedien. Zebra hat jedoch die vielen greifbaren Geschäftsvorteile erkannt, die der Linerless-Druck bietet. Kunden, die in Linerless-Lösungen von Zebra investieren und sich an das empfohlene Wartungsprogramm halten, erkennen die Vorteile.
Kevin Davies: Das ist richtig! Kunden entscheiden sich zunehmend für nachhaltige Lösungen, und wir sehen eine klare Nachfrage nach Technologien, die Produktivität mit Umweltfreundlichkeit verbinden. Ich denke also, dass sich Linerless durchsetzen wird.
Jakob Nieweg: Ich danke euch für eure Zeit und die faszinierenden Einblicke. Ich denke, unsere Leser haben ein solides Verständnis der Herausforderungen und Chancen der Linerless-Technologie gewonnen.
